Wer schön sein will, muss lesen
Modejournale des 19.–21. Jahrhunderts
14. Juli bis 13. November 2016
Mode (frz.: mode; lat.: modus: Maß) bedeutete zu keiner Zeit nur, sich modisch aktuell und schön zu kleiden. Vielmehr waren damit immer sämtliche Erscheinungsformen des Lebensstils gemeint, die einem Gestalt- und Geschmackswandel unterworfen sind. Modezeitschriften geben als facettenreiche kulturgeschichtliche Quelle und Zeit-Archiv Aufschluss über Prozesse der Geschmacksbildung, der Beeinflussung von Normen und das Selbstverständnis einer Gesellschaft.
Die ULB zeigt Modejournale in ihrer historischen Entwicklung und Vielfalt und präsentiert damit einen ihrer besonderen Sammelschwerpunkte.
Die Sammlung wurde durch die kostümgeschichtliche Bibliothek Jacob Hermens` begründet und durch eine umfangreiche Modejournal-Sammlung ergänzt, die mit Bezug auf die Modestadt Düsseldorf weiterhin stetig ausgebaut wird. Neben rheinischen Journalen sind auch Veröffentlichungen zahlreicher weiterer europäischer Kulturstädte aus dem 18.–21. Jahrhundert in den Historischen Sammlungen der ULB verwahrt.
Die Funktion der Mode ging stets weit über die des Schmucks und der optischen Verführung hinaus. Immer schon waren Kleidung und Mode ein Indikator und eine Chiffre für den sozialen Stand einer Person − mag diese Abzeichenfunktion früher auch wesentlich deutlicher gewesen sein als sie heutzutage wahrgenommen wird.
Die Vorgänger und Wurzeln der Modejournale sind in Kostüm- und Trachtenbüchern des späten 15. und des 16. Jahrhunderts zu sehen, als namhafte Künstler wie Albrecht Dürer, Lucas Cranach, Jost Amann oder Ferdinando Bertelli mittels Graphik reale und imaginierte Bekleidungsusancen ihrer Zeit sowie verschiedener Regionen und Völker illustrierten. Das älteste Modejournal im eigentlichen Sinn war der Mercure Galant, 1672 in der Mode- und Kulturstadt Paris erschienen, die lange Zeit führend auch in diesem Bereich bleiben sollte. In Deutschland wurden die Journale erst im 18. Jahrhundert u. a. in Verlagsorten wie Weimar, Berlin, Hamburg, Leipzig und Stuttgart etabliert und zu respektablen Heften, die man mit handkolorierten und zunehmend komplexer gestalteten Kupfer- oder Stahlstichen illustrierte. Gezeigt wurde darin zunächst die Mode für die Dame und auch für den Herrn, zudem Mobiliar und allerlei Zubehör für Kleidung, Mode und Lebensführung.
Dass Anleitungen für Handarbeiten und Kleidung zum Selbermachen, romantische Fortsetzungsromane, Bilderrätsel, Stellenanzeigen sowie Lebens- und medizinische Beratung nicht erst in modernen Frauenzeitschriften und Modejournalen fester Bestandteil sind – dies zeigen die historischen Exponate.